Speak low

Liederabend über Männlichkeiten und Queere Utopien

Ein kurzer Blick in den Kunstliedkanon erzählt uns eine Menge über historisch gewachsene, traditionelle Männlichkeiten und binäre Rollenbilder. Robert Schumann, Hugo Wolf, Franz Schubert, Gustav Mahler und viele andere Komponist*innen reflektieren hier Dynamiken und Probleme, die auch mit dem sozialen Geschlecht der Verfasser*innen verbunden sind. Sie zeigen männliche Dominanz, Wettbewerb und Machismo. Frauen werden in der Regel stereotypisiert und abgewertet. Ihre Werke vermitteln teils toxisches Verhalten mit einem signifikanten Problem: Der Schönheit der Vertonungen.
Zum anderen nutzen Komponist*innen im Kunstlied ein Potential, das sie in einer männlich dominierten Welt zu maskieren gelernt haben: Sie schauen in ihr Inneres. Sie thematisieren Emotionen und teilen sie. Sie zeigen sich verletzlich, liebend, zärtlich und queer und üben damit Widerstand gegen patriarchale Rollenerwartungen. Dieses Spannungsfeld nehmen Johannes Worms und Nasti unter die Lupe und fragen: Wie sind diese Geschlechterbilder historisch gewachsen? Wie zeigen sie sich in bekannten Liedern? Und wie nutzten Komponist*innen die Form des Liedes, um queere Utopien zu erproben? Seien es die innige Schaffens-und Lebensverbindung von Franz Schubert und Johann Mayrhofer, die historischen Schubertiaden, der Befreiungskampf Ethel Smyths oder Benjamin Brittens Michelangelo-Vertonungen, das Duo widmet sich dem widerständigen Potential der Gattung Lied und erzählt diese queeren Geschichten. Die beiden Musiker*innen kombinieren Kunstlied mit live-Elektronik und Moderation und kreieren so eine einzigartige, zärtliche Konzertertdramaturgie. Sie schaffen, inspiriert von den historischen Schubertiaden, einen Ort, in dem sie Musik und Gedanken teilen und heteronormativen Strukturen reflektieren und von binären Rollenerwartungen in der Klassik Abstand nehmen können. Dabei spielt auch die Queerness der Musiker*innen eine wichtige Rolle.

Termine

Mrz 07 Schauspiel Hannover
Apr 07 Elbphilharmonie Hamburg
Mai 03 Sendesaal Bremen
Mai 23 St. Ansgari Oldenburg

Premiere am 1. Juli 2024 Schumannhaus Leipzig

Credits

Bariton Johannes Worms
Klavier und Electronics Nasti
Regie Hannes Kapsch
Kostümbild Steve Oelmann
Auftragskomposition Thierry Tidrow

[Johannes and Nasti] took the traditional concert form and elevated it to a whole new level. […] Their choice of songs and the commentary between them reflected a range of nontraditional masculinities, and managed to forge an incredibly close emotional connection with everyone in the audience.
(Paulina Sofie Kiss, ninunina.com)

Fotos: Swanhild Kruckelmann (Konzert) | Thi Tuy Nhi Tran (Porträts)